Räume in Bewegung
ortsspezifisches Performance-Projekt mit Studierenden der Universität Kassel gemeinsam mit Prof. Dr. Verena Freytag
Universität Kassel 2016
Ausgangspunkt des ortsspezifischen Performanceprojekts war das neue Hörsaalgebäude der Universität Kassel, in dem 2016 der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) unter dem Motto „Räume für Bildung - Räume der Bildung“ stattfand.
„Auch in Bildungsräumen werden geschlechtliche, soziale und kulturelle Identitäten, Selbstverständnisse und Selbstwirksamkeiten, generationen- und milieuspezifische Ordnungen reflektiert und erzeugt.“ Das Projekt bezog sich auf diese Aussage des Kongressankündigungstextes und untersuchte die Architektur, Atmosphäre und Nutzung des Hörsaalgebäudes mit Strategien der ortsspezifischen Performancekunst.
Wir haben uns eine Reihe von Fragen gestellt:
Welche Wirkung hat der neue physische Raum auf Körper und Bewegung? Wie beeinflusst diese Architektur das Verhalten? Umgekehrt: Wie lassen sich Räume durch Aktionen und Bewegungen verändern? Wie nehmen die Studierenden ihren „Alltagsraum“ wahr, wie lassen sich Assoziationen in Bilder und Bewegung umsetzen? Wie begegnen unterschiedliche Gruppen von Menschen dem Gebäude?
In der Auseinandersetzung mit den spezifischen Bedingungen des Hörsaalgebäudes entwickelten die Studierenden neben angeleiteten Aktionen auch eigene Solo- und Gruppenperformances, die während des Kongresses als Fotoinstallation, Videoprojektion, Audioinstallation und Live-Performance dokumentiert und präsentiert wurden.
Im Laufe des Semesters wurde immer deutlicher, wie hegemonial das Thema Raum verhandelt wird - auch in Bildungskontexten. Die Räume in diesem Gebäude blieben für Studierende, die selbstständig arbeiten wollen, verschlossen. Die Architekten verbieten es, Bilder an die Wände zu hängen. Die Gebäudeaufsicht wurde nervös, wenn Studierende einfach auf der Treppe saßen und konnte nur durch eine schriftliche Genehmigung beruhigt werden. Schließlich war die Leitung des Kongresses nicht bereit, das von ihr in Auftrag gegebene Kunstprojekt finanziell und logistisch angemessen zu unterstützen und verweigerte der Präsentation den ihr zustehenden „Raum“.
Wir haben am eigenen Leib erfahren, wie anstrengend und manchmal auch vergeblich der Versuch ist, einer selbstbestimmten, unkonventionellen ästhetisch orientierten Bildungssituation Raum zu geben.